Wovor hast du Angst, Rassist? - Schreibwerkstatt mit Poetry Slammer Björn Högsdal
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "#Haltung zeigen — Internationale Wochen gegen Rassismus 2022" des Bundesprogramms "Demokratie leben" und mithilfe des AKJS Schleswig-Holstein konnten wir den bekannten Slammer und Moderator Björn Högsdal am 14. und 15.3.2022 bei uns begrüßen. Nach einigen Aufwärmübungen ging es ans Eingemachte. Wie denken Rassist:innen? Wo begegnen uns gut gemeinte, rassistische Sprüche? Wie können wir über Rassismus schreiben, ohne zu platt, zu altklug, zu pathetisch zu klingen?
Ein Beispiel gefällig?
Survival of the fittest
Als ich geboren wurde, hatte ich einen großen Bruder
Er starb, als ich 11 war, als unser Familienhund
Er hatte erst aufgehört, mein großer Bruder zu sein, als ich mit ca. 4 Jahren anfing zu verstehen, dass Hunde Hunde und Menschen Menschen sind
Es dauerte weitere 10 Jahre, bis ich anfing, über die Unterschiede zwischen Menschen und Menschen nachzudenken
Weitere 10 Jahre, bis ich vom Rassismus erfuhr
Ich weiß noch lebhaft, wie es vor zehn Jahren war.
Mein bester Kumpel und ich, ich weiß und er schwarz.
Dieser kleine Unterschied war uns Scheiße egal.
Etwas, das man ohne Spiegel auch leicht mal vergaß.
Und als ich dann vom Rassismus erfuhr,
da dachte ich mir: Was ist das nur, was soll das sein?
Woher kommt dieser scheiß und was bringt er ein?
Und auch wenn ich darauf keine Antworten fand,
auch wenn ich das Ganze überhaupt nicht verstand,
wünschte ich, ich hätte nie von Rassismus gewusst.
Denn heute ist mir der Unterschied schmerzlich bewusst.
Denn woll'n mein Kumpel und ich mal entspannt einen heben,
habe ich heute Angst vorm Ins-Fettnäpfchen-treten.
Seid doch wie Kinder! Pff.... schön wär's.
Zum Glück läuft die Zeit im Normalfall nicht rückwärts.
Doch ich habe Hoffnung für die Kinder von morgen.
Denn die kümmern sich dann um andere Sorgen.
Sie werden sich dann mit anderem plagen.
Denn meine Generationen begrenzt den Schaden:
Wir schauen nicht weg, wir halten uns nicht raus.
Survival of the fittest und Rassismus stirbt aus.
Auf dass mein Sohn auch mit 20 noch so mit seinen farbigen Kumpels rumhängt, wie mein Freund und ich es mit 10 getan haben.
Jona Lorenzen (13b)
Geht doch, oder? Weitermachen!